Lager für Heizöl mit 5 Tanks

Georg Boll

Bürogebäude in der Herzogstraße

Firmengelände am Schützenhof (1974)

Team "Emsland Schnellverkehr" (Ender der 70-er Jahre)

160 Jahre BOLL – eine logistische Retrospektive I Teil 3

Frisch im Unternehmen, kurbelt Georg Boll das Ölgeschäft wieder an. Mit dem Vertrieb von Heiz- und Schmieröl soll den wachsenden Kundenbedürfnissen Rechnung getragen werden/breiter aufstellen. Um Lieferschwierigkeiten oder Mengenengpässen entgegenzuwirken, richtet die Firma ein kleines Lager für Heizöl mit 5 Tanks ein (mit je 75.000 Liter Fassungsvermögen). Die Auslieferung an die Kunden mit Heizöl, Schmier- und Kraftstoffen erfolgt in und um Meppen durch eigene Tanklastzüge. Häufig laden diese das Öl direkt in der Raffinerie und fahren von dort zu den Kunden. Der Kohlehandel läuft parallel und wird noch bis in die 90-er Jahre betrieben. So werden noch einzelne Brennstellen in der Region mit Holz, Torf und Kohlebriketts beliefert.

Der Mut zum Wandel

Die operative Abwicklung am Meppener Hafen verantwortet Josef Boll, der mit seiner Familie über dem Hafenbüro wohnte bis zu seinem Tod, während Georg Boll für die kaufmännische Leitung des Unternehmens zuständig ist und neben der Binnenschifffahrt mit den drei eigenen Schiffen auch die Weiterentwicklung und den Ausbau der Transporte über den Hafen voranbringt, wie etwa der Transport von Futtermitteln und Kies.

Georg Boll war ein Tüftler und Bastler mit vielen Ideen, technisch versiert, Impulsgeber für innovative Entwicklungen im Unternehmen – ein Visionär, der durchaus in der Lage war, andere zu begeistern und zu motivieren.

Als nach über 100 Jahren die Bürogebäude der Firma Boll in Herzogstraße (das heutige Grundstück des Germania-Kinos in Meppen) zu klein geworden war, erwarb Georg Boll im Jahr 1974 das 9.000qm große ehemalige Firmengelände der Firma Pletz & Bender am Schützenhof, und konzentrierte hier und am Hafen die Aktivitäten des Unternehmens. Bis heute befindet sich die Firmenzentrale am Schützenhof.

Der Anfang der Spedition

Unter dem Namen „Emsland Schnellverkehr“ baut Georg Boll Ende der siebziger Jahre das Speditionsgeschäft am Schützenhof auf. So übernimmt er mit seinem Team aus etwa 50 Mitarbeitern:innen die Nahverkehrsverteilung von Stückgutsendungen, Teil- und Komplettladungen im Emsland und Ostfriesland von Partnerspeditionen aus dem Rheinland, Osnabrück, Oldenburg und Bremen. Diese durch Georg Boll vorangetriebene Geschäftsentwicklung, stellt die Basis für eine unserer bis heute bestehenden Kernkompetenzen – dem Sammelguttransport.

Mit einer Dependance im Kölner Rheinauhafen können tägliche Linienverkehre zwischen dem Emsland und dem Rheinland bestmöglich abgebildet werden.

Die Stückgut-Kooperation – ein Meilenstein in der Unternehmensgeschichte

Die wohl wichtigste und weitreichendste Entscheidung in der strategischen Geschäftsentwicklung wurde von Georg Boll vor mehr als 35 Jahren innerhalb einer ERFA-Gruppe getroffen. Mit Speditionspartnern aus dem gesamten Bundesgebiet ist innerhalb der ERFA der Plan entstanden, ein einheitliches Transport- und Distributionssystem zu schaffen. Hierzu wurde im Jahr 1989 die Unitrans-Deutschland Gesellschaft gegründet.  Dies hatte den Effekt,  innerhalb der Gesellschaft die lokale Präsenz von mittelständischen Logistikunternehmen über die globale Stärke von Nedlloyd und später von DHL zu skalieren. Allein das Stückgut-Netzwerk erstreckte sich hierbei über 35 Standorte in Deutschland und garantierte über die zentrale Netzwerkplanung und Auslastungsüberwachung einen reibungslosen und effizienten Transport. Mit Gründung der Unitrans, werden das Wachstum und die Entwicklung des Unternehmens rasant vorangetrieben.  Aufgrund des Gebietsschutzes innerhalb des Verbundes haben wir unsere damaligen Aktivitäten im Kölner Raum aufgegeben und an den dort ansässigen Unitrans-Partner übergeben. Zeitgleich haben wir den gesamten nordwestdeutschen Raum für die Stückgutverteilung innerhalb des Netzwerkes übernommen.

1993 Der Generationswechsel – es war nicht immer alles easy….

Nach der Ausbildung zum Speditionskaufmann bei einer der größten Sammelgutspeditionen in Hannover und meinem BWL-Studium stieg Ulrich Boll wie geplant, als ältester Sohn, mit ins Unternehmen ein. So gehört die Weitergabe vom Vater an den Sohn seit der Gründung des Unternehmens 1865 zur Tradition. In dieser Zeit des Umbruchs im Unternehmen, durch die gerade geschlossene Unitrans-Kooperation, konnte er sein Wissen aus Hannover gewinnbringend einsetzen. Damals gehörten etwa 90 Mitarbeiter:innen zum #BOLLTEAM. Mit dem Einstieg 1993 stand für Ulrich Boll die Optimierung der organisatorischen Effektivität im Fokus, um das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens weiter zu fördern und Strukturen zu schaffen, die in einem volatilen und komplexen Marktumfeld, in dem der Faktor Zeit immer mehr an Bedeutung gewinnt, auf einem soliden Fundament gründen.

...ein paar persönliche Worte von Geschäftsführer Ulrich Boll:

Der Nachfolgeprozess war nicht immer einfach, da mein Vater als zentrale Figur im Unternehmen allgegenwärtig war und wir so häufig miteinander verglichen wurden. Dementsprechend hat es natürlich gedauert bis ich „meine eigene Handschrift“ entwickelt habe. Es war in unserer gemeinsamen Zeit im Unternehmen von beinahe 11 Jahren, nicht immer „Friede, Freude, Eierkuchen…aber eine solide Streitkultur auf Augenhöhe hilft, wenn zwei Generationen aufeinandertreffen und zusammenarbeiten. So hat meine Mutter, die als Sekretärin und im Personalwesen im Unternehmen tätig war, stets dafür gesorgt, dass die Wogen spätestens am Mittagstisch wieder geglättet waren.😉

Fortsetzung folgt...